Kurz hinter Anamur, direkt gegenüber dem Mamure Kalesi, der Kreuzritterburg, parkte unser Busfahrer ein. Jetzt sollte es erst einmal etwas zu essen geben. Das Essen sei im Fahrpreis enthalten. Nur die Getränke seien extra, so unser Reiseführer, der sich schwer tat mit der deutschen Sprache. Aber auch sein Englisch war nicht berauschend. Jetzt kam der große Auftritt unserer Wirtin. Sie zeigte die noch rohen Fleischspeisen vor, welche zur besseren Darstellung mit den entsprechenden Beilagen auf einem mit Klarsichtfolie abgedeckten Teller angerichtet waren und versuchte, uns diese Angebote mit unterschiedlichsten Sprachbrocken zu erläutern. „Inek. Beaf, Kuh. – Muuh, muuh.“ Großes Gelächter. Nächster Teller: „Tavuk. Chicken. Huhn. – Tock, tock, tock.“ Noch mal Gelächter. Nächster Teller: „Balık. Fish. Fisch.“ Pause. Dann aber doch, nachdem alles gebannt wartete: „Blub, blub, blub.“ Allgemeines herzhaftes Lachen. Und in dieser lockeren Atmosphäre klappte die Bestellung reibungslos. Bis das warme Essen kam, konnten wir uns schon mal am Salatbuffet bedienen. Der ganze Ablauf war perfekt organisiert. Keine langen Wartezeiten und die servierten Speisen schmeckten auch vorzüglich. Es war das beste Essen, das wir bei einer Tagesreise je vorgesetzt bekamen. Und nachdem alle Anwesenden einem dringenden Bedürfnis nachgekommen waren, sollten wir hinüber zur alten Kreuzritterburg gehen. Ich durchstöberte aber erst einmal die Ruine eines mindestens fünfhundert Jahre alten Hamams, den ich in unmittelbarer Nähe unserer Wirtschaft entdeckt hatten. Unser Reiseführer hatte trotz unseres Hinweises darauf kein Interesse, die ganze Mannschaft dorthin zu führen. „Hat keinen Eingang.“ So sein Kommentar. So ein Blödsinn! Selbst ich Unkundiger fand den Zutritt sofort und stand in dem noch sehr gut erhaltenen türkischen Badehaus. Warum dieses nicht wieder hergerichtet wurde, blieb mir ein Rätsel. Dann ging auch ich hinüber zur Mamure Kalesi. Unsere Reisegruppe war noch nicht weit gekommen, denn sie fütterte Süßwasserschildkröten, die in unzähligen Mengen den Burggraben bevölkerten. Erst als genügend Bilder geknipst waren, spazierten wir zum Innenhof der Burg. Hier gab unser Reiseleiter ein paar erklärende Worte ab und führte uns dann zu einer Moschee, die seiner Aussage nach während der osmanischen Zeit hier errichtet worden sei. Auch sei sie erst vor kurzem wieder restauriert worden. Hinein könnten wir nicht, aber durch die Fenster wäre auch alles gut sehen. Nach diesen Erklärungen ließ er uns allein in dieser riesigen, noch verhältnismäßig gut erhaltenen Burganlage zurück. Und so liefen alle auseinander, kletterten über Steintreppen auf die Burgmauer, krabbelten über Schutthalden zu den ehemaligen Unterkünften, liefen auf den Mauern entlang und knipsten, was das Zeug hielt. Es gab aber auch viele schöne Perspektiven! Und die alte Kreuzritterburg war bis auf wenige Ausnahmen wirklich noch gut erhalten. Selbst die Mauern, die an das Meer grenzten, hatten bis heute Wind, Wetter und Wellen getrotzt. Auf der kurvenreichen Rückfahrt hielten wir dann, wie versprochen, noch einmal bei den Ruinen von Antiochia ad Cragum an. Hier erzählte uns der aus Zypern stammende Reiseführer noch einiges über das Alter der Stadt, über deren Bewohner während der einzelnen Epochen und noch ein paar Daten, die wir ihm so abnehmen mußten. Nachprüfen konnte ich es sowieso nicht mehr. Das Meisten von dem, was er uns erzählte, hatte ich schon bald wieder vergessen. Eine letzte Rast machten wir an der Strasse bei einem kleinen Marktstand. Hier sollten wir auf jeden Fall einmal die frischen Bananen probieren und kaufen. Und wie sooft machte der Händler wieder ein gutes Geschäft. Denn viele unserer Begleiter verstanden zwei-fünfzig als Euro. Ich dagegen richtigerweise als Lira. In Alanya stiegen wir wieder in den Kleinbus um und waren pünktlich zum Abendessen im Hotel. Insgesamt war es ein Tagesausflug, der sein Geld wert gewesen war. Mir hatte es sehr gut gefallen. Und auch Helma sprach noch nach Tagen von dieser aufregenden Fahrt. Kein Wunder. In Holland gibt es ja kaum Berge und nur wenig Kurven! Nur eines hatte uns gestört: Die Klimaanlage des Busses. Sie ließ sich nicht regulieren. Entweder es war zu kalt, wenn sie eingeschaltet war und man bekam einen steifen Hals oder es herrschte eine höllische Hitze, wenn der Fahrer sie ausschaltete, sodaß einem der Wasser den A.... hinunterlief. Beides war nicht gerade erbaulich. Aber trotzdem: ein toller Tag!
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